3. Generation
Fritz Glatz 1971-2002
Früher als geplant übernimmt Konrad Glatz‘ Sohn Fritz nach dem Unfalltod von Konrad mit 28 Jahren die Leitung des Hauses. Er ist jedoch darauf vorbereitet. Seit 1968 ist der junge Mann an der Seite seines Vaters bei Glatz tätig.
Im Wiener Donauhafen Albern beginnt Glatz mit einer gebrauchten Verpackungsmaschine, die en gros importierte Handelsware en détail zu verpacken und als Großhändler weiterzuverkaufen. Ab 1977 beginnt Glatz in Korneuburg Lebensmittel in einer eigens dafür gebauten Halle zu paketieren: Haselnüsse aus der Türkei, Rosinen aus Griechenland, Mohn aus Ungarn und der damaligen Tschechoslowakei, außerdem Mandeln, Reis und Kokos. Bald laufen in Korneuburg drei große Verpackungsmaschinen.
In der Ära Fritz Glatz entwickelt sich die Lebensmittelsparte zum Markenartikler. Mit Nuri und Delamaris hat Glatz bereits Erfahrung in der Entwicklung und Pflege von Marken gesammelt. Auch die Erwartungen und Ansprüche der großen Handelsketten hinsichtlich Logistik sind dem Handelshaus nicht fremd.
Die Lebensmittelsparte entwickelt sich ausgesprochen positiv. Dank der florierenden Geschäfte trägt sie maßgeblich zum Gesamterfolg von Glatz bei. Im großen Unterschied zur Agrarsparte ist Glatz nicht nur Rohstoffhändler, sondern auch Importeur und Logistiker von Artikeln, die für Konsumenten konfektioniert sind.
Ende der 1980er Jahre verändert sich das Geschäft in der Agrarsparte einmal mehr: 1988 erreichen die österreichischen Getreideexporte mit 1,2 Millionen Tonnen ihren Höchststand, um danach wegen des steigenden Anbaus von Alternativprodukten kontinuierlich zurückzugehen. Im Hause Glatz legt das Geschäft mit Futtermitteln und Proteinstoffen deutlich zu. Zehn Prozent des österreichischen Sojaschrot-Imports laufen über die Glatz-Zentrale in der Johannesgasse in Wien.
1994 wird Österreich Mitglied der Europäischen Union. Über Nacht löst die freie Marktwirtschaft das jahrzehntelang eingeübte Getreidegeschäft mit fixen Spannen und abgesteckten Revieren ab.
1996 erwirbt Glatz vom Düngemittelproduzenten Agrolinz den in Linz ansässigen Großhändler Hermann Oder KG. Als Landesprodukten- und Getreidegroßhändler ist Oder einer der Mitbewerber von Glatz, der darüber hinaus auch mit Torf, Substraten und Blumenerde handelt. Der Zukauf erweitert damit das Glatz‘sche Produktportfolio.
Die Verbindungen von Glatz nach Ungarn sind nie ganz abgerissen. 1998 beteiligt sich Glatz an der F. Glatz Kft. in Ungarn und lässt anno 2000 die Gründung des Landesproduktenhandels F. Glatz als Tochterunternehmen folgen.
Wie sein Vater Konrad kommt Fritz Glatz plötzlich ums Leben. Mit nicht einmal 59 Jahren stirbt er bei einem Autounfall.