1. Generation
Friedrich Glatz 1892-1934
Friedrich Glatz beginnt mit 13 Jahren bereits als Praktikant bei der Elsö Budapesti Gözmalom Rt., der Ersten Budapester Dampfmühlen AG. Von Grund auf lernt er das Großhandelsgeschäft mit Getreide, Mehl und Mahlprodukten.
Es dauert nicht lange, bis er Aufgaben mit immer größerer Verantwortung übertragen bekommt. Bereits 1884 gründet Friedrich Glatz sein erstes eigenes Unternehmen. Er ist 27 Jahre jung. Acht Jahre lang betreibt er seine Handelsagentur in Budapest.
Als seine Eltern sterben, überschreibt Friedrich 1892 seine Firma dem elf Jahre älteren Bruder Georg, der seinerseits auf viel Erfahrung im Agrargeschäft zurückgreifen kann, und macht sich auf den Weg nach Wien.
1892 Am 13. Juli 1892 tätigt Friedrich Glatz in Wien die Gewerbeanmeldung für seine neue Unternehmung. „Friedrich Glatz, Handel mit Mahlprodukten“ heißt sie ganz prosaisch. Der Kundenkreis umfasste bald nicht nur die Klein- und Großhändler, sondern auch Bäcker, Landwirte und Gutsbetriebe. Ständige Vertreter an den Börseplätzen Budapest, Prag, Breslau, Brünn und Preßburg sowie ein Importgebiet von Ungarn, Italien und Rumänien belegen eindrucksvoll die erfolgreiche Entwicklung der Geschäftstätigkeiten des Gründers.
Neben den Büros ist die Wiener Börse das zweite Domizil von Glatz. Im riesigen Börsensaal wird werktags einmal täglich gehandelt, am Samstag sogar zweimal. Noch heute stehen bei Glatz zwei ihrer eigenen Börsenhandelstische. Sie erinnern an eine vergangene Zeit des Börsenhandels, zu der jedes an der Börse tätige Unternehmen einen eigenen Tisch mit Namensschild hat. Glatz ist hier tagein, tagaus mit sieben Händlern vertreten.
1914 Mit Ausbruch des 1. Weltkrieges gehen Handel und Verkehr von Getreide, Mehl, Mahlprodukten und Futtermitteln auf die staatliche „Kriegs-Getreide-Verkehrsanstalt“ über. Friedrich Glatz übernimmt ehrenamtlich den Aufbau und die Leitung der Mehlabteilung. An die neue Behörde gehen nicht nur sämtliche Kaufverträge von Glatz über, sondern auch das gesamte Firmenpersonal. Herr Glatz dankt ab nach einem Jahr und geht in Pension.
1921 Nach dem Krieg kehrt Friedrich Glatz notgedrungen aus dem Ruhestand zurück und startet mit seinem Unternehmen einen Neuanfang. Der Großhandel mit Getreide, Mehl und Futtermitteln bleibt auch nach Kriegsende verstaatlicht. Erst 1921 gibt ihn die Republik langsam wieder frei. Da gehört Glatz zu den ersten der Branche, die wieder ins Geschäft einsteigen. Die Firma Glatz kehrt schrittweise zum Agrarprodukt- und Mahlguthandel zurück. Noch 1921 überträgt ihm die führende ungarische Concordia-Mühle erneut ihre Vertretung in Wien.
Der gestandene Kaufmann erkennt das Potenzial der Märkte in Übersee. Um sie erschließen zu können, drückt Friedrich Glatz mit 64 Jahren noch einmal die Schulbank und lernt Englisch. Sprachlich derart gerüstet, beginnt Glatz bald mit dem Import von Getreide aus Kanada und aus den USA.
Sein Sohn Konrad steigt nach der Handelsschule 1923 als 17-jähriger ins väterliche Unternehmen ein und erhält 1930 die Prokura übertragen.